Im Heimatmuseum Allschwil klingt am 9. Februar Literatur und Musik: die Poetin Hollie McNish und der Dichter Padraig Rooney sprechen ihre Texte auf englisch und deutsch. Sie verwandelt Wörter in Musik, bespielt einen Youtube Kanal, gibt Workshops an Schulen und ist Mutter. Er ist ein gestandener Dichter und Schriftsteller, mehrfach preisgekrönt, lebt seit Jahrzehnten in der Region Basel und unterrichtet an der International School. Zusammen schaffen sie Inseln von Zuhause: Platz im Kopf und Herz für beispielsweise Mathematik, den eigenen Körper und unsere Häuserhüllen. Am Spoken Word Abend wird eigens komponierte Musik von Finn O’Neill verwoben in die Poesie und stehen Heimkisten zur Besichtigung im Museum. Hollie McNish hat das Mutterwerden beschrieben in der postnatalen Poesie Publikation „Das sagt einem ja keiner“, erschienen 2017 im Rowohlt Verlag. Hier ein Auszug:
An der Tür
Tritt zurück. Verschwinde. Atme aus –
Du bist jetzt fast aus der Tür.
Sei da. um zu helfen. wenn sie fragt –
Sie ist ja erst zwei Jahre alt.
Sie will es. allein. probieren –
(…)
Padraig Rooney lebt seit vierzig Jahren ausserhalb Irlands. Er portraitiert die Schweiz als Exilland für Literatur in seinem Buch „The Gilded Chalet: Off-piste in Literary Switzerland“ (2015). Darin erscheinen Annemarie Schwarzenbach, Arthur Conan Doyle, Ella Maillart, Ernest Hemingway, F. Scott Fitzgerald, Friedrich Dürrenmatt, Fyodor Dostoyevsky, Hermann Hesse, Isabelle Eberhardt, James Joyce, John le Carré, Jorge Luis Borge, Joseph Conrad, Nicolas Bouvier, Patricia Highsmith, Percy and Mary Shelley, Robert Louis Stevenson, Somerset Maugham, Thomas Mann, Vladimir Nabakov – sie haben die Abfahrten jenseits der Pisten geprägt und die literarische Welt mit Verbindungen zur Schweiz beschenkt. Rooney ist auch Poet und verfasst unter anderem Haikus. Sein Übersetzer wird einige seiner Werke lesen.
Spoken Word, Baslerstrasse 48, Türöffnung 19 Uhr 30, Eintritt frei, Kollekte
Mehr Informationen:
Hollie McNish https://holliepoetry.com/
Padraig Rooney http://www.padraigrooney.com
Wie Zement schmeckt
Wo letzte Woche im Fachwerk noch Lehm entspannt gesundes Raumklima ausstrahlte, lässt diesen Donnerstag 20 Uhr 15 Zement die Luft schneiden. Wenn Sie sich Bilder aus Syrien anschauen und die Menschen sehen, die verschüttet unter ihren Häusern liegen, bedeckt mit einer weissen Schicht: In Syrien weiss jeder, wie Zement schmeckt. Die Bauarbeiter, die der Filmemacher getroffen hat, sind vom Krieg in Syrien geflüchtet. Und jetzt bauen sie Hochhäuser in Beirut, während ihre eigenen Häuser in Syrien zerstört werden. Was hört eine Generation die erst im Kriegslärm erwachsen wurde um anschliessend im Baulärm zu altern?
Beim Sandstrand von Beirut. Tag für Tag steigen syrische Bauarbeiter bei Sonnenaufgang aus dem Untergeschoss eines Hochhauses im Rohbau, wo sie essen und schlafen. Sie machen genau fünf Dinge: aufwachen, essen, arbeiten, Fernsehen schauen, schlafen. Jeden Tag. Sie steigen den Wolkenkratzer empor und treiben den Bau weiter in die Höhe. Sie bringen Beton aus, schalen Säulen und errichten Wände. In den Pausen schweifen ihre Blicke über die prächtige Silhouette der neu erbauten Stadt am Meer, eine Aussicht, die der Kranführer den ganzen Tag zu sehen bekommt. Doch sie dürfen den Bau nicht verlassen und die Freizeit in der Stadt oder am Meer verbringen. In der libanesischen Gesellschaft sind syrische Arbeiter nicht willkommen. Regisseur Ziad Kalthoum, der die syrische Armee verlassen und in Libanon Asyl gesucht hat, legt einen faszinierenden Film vor, dessen starke Bilder eine treffende Metapher für das Leben im Exil sind.
Er ist 1981 in Homs geboren, studierte Film in Wolgograd. Als der Krieg in Syrien ausbrach, floh er nach Beirut – und später weiter nach Berlin, wo er seit zwei Jahren als anerkannter Flüchtling lebt. Alles Städte, die von Kriegen zerstört und danach wieder aufgebaut wurden.
Donnerstag 25.1.2018, 20:15, Eintritt CHF 15/12
LANDKINO IM FACHWERK: «Taste of Cement»
Libanon/Deutschland/Syrien/Katar/Vereinigte Arabische Emirate 2017
85 Min. Farbe. DCP. OV/d
Wie sehen erträumte Häuser aus? Didi Contractor ist eine Architektin, die Räume und Landschaften über Nacht zu Plänen verbindet, die eines Tages Wirklichkeit sind. Dass dabei die Erde Baustoff wird und das Raumklima bestimmt, liegt auf der Hand. In Allschwil ist das besonders offensichtlich: der Sundgauer Riegelbau, die traditionellen Wohnhäuser dieser Region sind ebenso aus dem Boden gebaut, auf dem sie stehen. Umso erfreulicher ist, dass heute der alte Baustoff wiederentdeckt und gepflegt wird – als Luxusvariante eines Traumhauses wie beispielsweise das Lehmhaus in den Merian Gärten, das Kräuterzentrum in Laufen oder das geplante Ozeanium. Die aktuelle Ausstellung „Think Earth“ der ETH Zürich und IG Lehm in der Markthalle Basel, gibt der Kinovorstellung des Films „Didi Contractor – Leben im Lehmhaus“ im Fachwerk Allschwil die Verbindung zu den genannten Traumhäusern. So nimmt beispielsweise Dominique Gauzin-Müller, Initiantin und Kuratorin des TERRA Award, am 18. Januar um 18 Uhr 30 das Publikum in der Markthalle Basel mit auf einen Ausflug in die faszinierende Welt des Bauens mit Lehm. Und anschliessend, um 20 Uhr 45, läuft im Saal des Heimatmuseum Allschwil der Dokumentarfilm „Didi Contractor“ von Steffi Giaracuni. Die Regisseurin stammt aus Basel. Und auch der Lehmproduzent Marc Hübner kommt aus der Region: in Seewen steht die einzige Schweizer Lehmplattenproduktion. Sie beide unterhalten sich an diesem Abend über Träume und Lehm. Moderation: Martin Burr, Fachwerk Allschwil.
Für weitere Infos zur Ausstellung: www.think-earth.org
Für weitere Infos zum Film: www.didi-contractor-leben-im-lehmhaus.ch
«Stray Dog» (Ein streunender Hund) spielt im schwül-heissen Sommer 1949 in Tokio. Dem blutjungen und völlig unerfahrenen Inspektor Murakami wird in einem überfüllten Bus die geladene Dienstwaffe aus der Jackentasche gestohlen. Murakami ist ausser sich. Er befürchtet schlimmste Konsequenzen für seine Karriere. Gemeinsam mit dem älteren Kollegen Sato aus dem Diebstahldezernat macht er sich auf die Suche nach dem Dieb.» (Walter Ruggle, trigon-film)
Wir zeigen Akira Kurosawas Werk aus dem Jahre 1949 in einer sorgfältig restaurierten Reedition. Stray Dog ist eine
eindrückliche Milieustudie, in der sich Kurosawa als Meister des Genrefilms beweist. Vor dem Hintergrund der jüngsten und kaum aufgearbeiteten japanischen Kriegsvergangenheit erzählt sein atmosphärischer Film vom neuen japanischen Alltag.
LANDKINO IM FACHWERK
Stray Dog (Nora Inu)
Japan 1949
122 Min. sw. Digital HD. Jap/d
Regie: Akira Kurosawa
Buch: Ryûzô Kikushima, Akira Kurosawa
Kamera: Asakazu Nakai
Schnitt: Toshio Gotô, Yoshi Sugihara
Musik: Fumio Hayasaka
Mit: Toshirô Mifune, Takashi Shimura, Keiko Awaji, Eiko Miyoshi, Noriko Sengoku